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Arbeitsschutz für Reinigungskräfte: Herausforderungen und Lösungen für eine sichere Arbeitsumgebung

Arbeitsschutz für Reinigungskräfte: Herausforderungen und Lösungen für eine sichere Arbeitsumgebung

Wie würden unsere Arbeits- und Lebensräume ohne den unermüdlichen Einsatz von Reinigungskräften aussehen? Kaum auszudenken, schließlich spielen sie in puncto Sauberkeit und Hygiene eine entscheidende Rolle. Gleichzeitig übersieht man schnell, wie anstrengend und zuweilen gefährlich die Jobs in der Gebäudereinigung sind: Reinigungskräfte sind tagtäglich Gefahren ausgesetzt, die nicht nur zu Unfällen, sondern auch zu Berufskrankheiten und langfristigen Gesundheitsschäden führen können. Arbeitsschutz ist in der Gebäudereinigung deshalb ein wichtiges Thema.


Damit Reinigungskräfte gesund und sicher durch ihren Arbeitsalltag gehen können, konzentriert sich der Arbeitsschutz auf drei wesentliche Punkte: Es werden Gefahren durch Reinigungsmittel und Geräte ermittelt, Arbeitsprozesse effektiv koordiniert und präventive Strategien zur Gesundheitsförderung entwickelt. 


Wir geben Ihnen einen Überblick über die Arbeitssicherheit in der Gebäudereinigung: Was sind die häufigsten Gefahren? Welche Maßnahmen können zum Arbeitsschutz während der Reinigung ergriffen werden? Und welche gesetzlichen Vorgaben gibt es? 

Warum ist Arbeitsschutz in der Gebäudereinigung so wichtig?

Es gibt zahlreiche Gründe, wieso Arbeitsschutz aus der Gebäudereinigungsbranche nicht wegzudenken ist:

  • Gesunde Beschäftigte: Ihre Angestellten sind das Herzstück Ihres Unternehmens. Sorgen Sie dafür, dass sie gesund und einsatzfähig bleiben – und das möglichst lang. Indem Sie sich an Arbeitsschutzbestimmungen halten, verbessern Sie die Arbeitssicherheit und können so Unfälle und Berufskrankheiten vermeiden.
  • Mehr Produktivität: Sie setzen sich für Arbeitsschutz ein – diese Form der Wertschätzung bemerkt auch Ihre Belegschaft. Gesunde und motivierte Mitarbeiter sind produktiver und leisten mehr.
  • Weniger Kosten: Jeder Unfall und jede Berufskrankheit unter Ihren Angestellten zieht hohe Kosten nach sich, zum Beispiel durch Ausfallzeiten, Arztkosten und Entschädigungszahlungen. Der entsprechende Arbeitsschutz lässt es erst gar nicht so weit kommen und schont die Unternehmenskasse.
  • Attraktiver Arbeitgeber: Arbeitsschutz wird bei Ihnen großgeschrieben – das signalisiert nicht nur Wertschätzung und Zuverlässigkeit innerhalb Ihrer Belegschaft, sondern spricht sich auch außerhalb herum. Sie verbessern so Ihre Attraktivität als Arbeitgeber in der Gebäudereinigungsbranche, ziehen qualifizierte Fachkräfte an und binden sie langfristig. 
  • Rechtliche Vorgaben: Als Arbeitgeber in der Gebäudereinigung sind Sie gesetzlich verpflichtet, für die Sicherheit und Gesundheit Ihrer Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu sorgen. Eine der Vorschriften, die den rechtlichen Rahmen vorgibt, ist das Arbeitsschutzgesetz.

Welche Gefahren gibt es in der Gebäudereinigung?

Auf dem frisch gewischten Boden ausgerutscht oder sich mit Reinigungschemikalien die Haut verätzt: Beschäftigte in der Gebäudereinigung sind vielen Gefahren ausgesetzt, die Folgen für ihre Gesundheit und Sicherheit haben können. Die Gefahren bei Reinigungstätigkeiten lassen sich dabei in folgende Kategorien unterteilen:

  • Körperliche Belastungen: Reinigungskräfte heben und tragen teils schwere Lasten, was zu Rückenbeschwerden und Muskelverspannungen führen kann. Auch langanhaltende ungünstige Körperhaltungen widersprechen den Grundsätzen der Ergonomie. Nasse Böden oder unebene Oberflächen bergen die Gefahr, auszurutschen oder zu stolpern. Insbesondere bei der Fenster- und Fassadenreinigung besteht das Risiko, von Leitern oder Hebebühnen aus teils lebensbedrohlichen Höhen abzustürzen. 
  • Gefahrstoffe: Reinigungs- und Desinfektionsmittel sind ausgewiesene Gefahrstoffe. In der Gebäudereinigung kommen sie täglich zum Einsatz und stellen damit ein potenzielles Sicherheits- und Gesundheitsrisiko dar. Gehen Reinigungskräfte unsachgemäß mit ihnen um und kommen beispielsweise mit ihnen in Kontakt, können Hautreizungen, Verätzungen und Vergiftungen die Folge sein. Da die Reinigungsarbeiten zudem meist in einem feuchten Milieu stattfinden, kann es leicht zu Hautkrankheiten oder Entzündungen kommen.
  • Biologische Arbeitsstoffe: Reinigungskräfte befinden sich im täglichen Kampf gegen Bakterien, Viren und Pilze in verschmutzten Räumen. Dabei können sie sich selbst Infektionskrankheiten einfangen. Besonders heimtückisch sind Schimmelpilze in feuchten Räumen: Atemwegserkrankungen und allergische Reaktionen sind mögliche Folgen.
  • Psychische Belastungen: In der Reinigungsbranche gibt es einen  hohen Profitabilitätsdruck. Das bekommen auch Reinigungskräfte zu spüren: Sie müssen in möglichst kurzer Zeit möglichst große Flächen reinigen. Das Ergebnis: Stress und Hektik, aus denen folgenschwere Fehler resultieren können.

Abhängig vom konkreten Einsatzort, gibt es weitere Faktoren, die die Gesundheit und Arbeitssicherheit von Beschäftigen in der Gebäudereinigungsbranche negativ beeinflussen können, beispielsweise Lärm, Hitze, Kälte und Beleuchtung.

So ergreifen Sie Maßnahmen zum Arbeitsschutz – Schritt für Schritt

Bevor Sie konkrete Maßnahmen zum Arbeitsschutz entwickeln, sollten Sie mit einer Gefährdungsbeurteilung starten. Leitfrage dabei ist: Welchen Gefahren sind meine Reinigungskräfte ausgesetzt? Berücksichtigen Sie dabei nicht nur physische, sondern auch psychische Belastungen. Diese ermitteln und dokumentieren sie.


Die Gefährdungsbeurteilung ist die Grundlage für alle weiteren Schritte: Sie identifiziert potenzielle Risiken für die Sicherheit und Gesundheit in der Gebäudereinigung. 


Im nächsten Schritt ergreifen Sie als Arbeitgeber eine Reihe von Maßnahmen, um die Risiken für Ihre Reinigungskräfte zu minimieren. Die Maßnahmen lassen sich in drei Kategorien einteilen:

Technische Maßnahmen

  • Stellen Sie Ihrer Belegschaft ergonomische Arbeitsmittel und Reinigungsgeräte mit geringer Lärm- und Vibrationsbelastung zur Verfügung.
  • Setzen Sie nur geschlossene Reinigungssysteme ein und lassen Sie sie regelmäßig warten. Achten Sie darauf, dass die Geräte für den gewerblichen Einsatz tauglich sind und den Anforderungen an den Arbeitsplatz entsprechen.

Entlasten Sie Ihre Reinigungskräfte, indem Sie zum Beispiel gefährliche Aufgaben von kollaborativen Reinigungsrobotern ausführen lassen. Die sogenannten Cobots können eigenständig Aufgaben erledigen und ermöglichen eine enge Interaktion zwischen Menschen und Maschine während der Reinigung. 

Organisatorische Maßnahmen

  • Erstellen Sie Gefährdungsbeurteilungen der Reinigungskräfte und entwickeln Sie Arbeitsschutzanweisungen.
  • Führen Sie Schulungen und Unterweisungen in Ihrer Belegschaft durch, die sich mit den Arbeitsschutzbestimmungen sowie der Regulierung von Arbeitszeiten und Pausen beschäftigen. 
  • Erstellen Sie gegebenenfalls einen Hautschutzplan, denn die Haut von Mitarbeitern in der Gebäudereinigung ist besonderen Belastungen ausgesetzt.
  • Bestimmen Sie Sicherheitsbeauftragte, die bei Maßnahmen zur Arbeitssicherheit unterstützen. In der Gebäudereinigungsbranche ist es üblich, dass Team- oder Objektleiter die Aufgaben eines Sicherheitsbeauftragten übernehmen.

Persönliche Schutzausrüstung (PSA)

  • Stellen Sie Ihren Mitarbeitern eine geeignete persönliche Schutzausrüstung (PSA) zur Verfügung. Dazu gehören beispielsweise Schutzhandschuhe, Schutzbrillen und Atemschutzmasken.
  • Schulen Sie Ihre Beschäftigten, wie sie die PSA sachgemäß verwenden, kontrollieren und warten.

Zudem ist ein weiterer wichtiger Aspekt in der Gebäudereinigung zu beachten: Die Reinigungskräfte arbeiten meist in den Gebäuden und auf dem Gelände von Kunden, was mit verschiedenen Risiken einhergehen kann, zum Beispiel Gefahrstoffen, Maschinen und dem innerbetrieblichen Verkehr. Nicht immer sind diese Gefahren transparent und absehbar – oder sie ändern sich so schnell, dass sich die Reinigungskräfte nicht rechtzeitig darauf einstellen können. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Auftraggeber Sie und Ihre Angestellten im Vorfeld über spezifische Gefahren informieren und so unterstützen, entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Nachhaltigkeit und Arbeitsschutz in der Reinigungsbranche

Nachhaltigkeit spielt auch in der Reinigungsbranche eine immer wichtigere Rolle. Dabei geht es aber nicht nur um den verantwortungsvollen Umgang mit genutzten Ressourcen, sondern auch um das Wohlbefinden der Angestellten

Im Mittelpunkt steht die Entwicklung umweltfreundlicher Reinigungsmittel. Hier reichen sich Nachhaltigkeit und Arbeitsschutz die Hand: Denn herkömmliche Reinigungsmittel enthalten oft giftige Inhaltsstoffe wie Säuren oder Chloride. Sie schaden damit sowohl der Umwelt als auch der Gesundheit von Reinigungskräften. Hautreizungen und Schleimhautprobleme können die Folge sein. Ziel ist es, zukünftig schonendere Mittel einzusetzen, die für Umwelt und Menschen gleichermaßen besser verträglich sind.


Nachhaltigkeit und Arbeitsschutz begegnen sich aber nicht nur in puncto Reinigungsmittel. Generell sollten alle Arbeitsgeräte leise und frei von Schadstoffen sein, um die Gesundheit von Arbeitskräften nicht zu beeinträchtigen. Ein Beispiel sind leise  intelligente Saugroboter, die Schmutz und Staub effizient filtern und gleichzeitig die Arbeitsumgebung verbessern.

Gesetzliche Vorgaben für den Arbeitsschutz in der Gebäudereinigung

Als Arbeitgeber sind Sie in Deutschland verpflichtet, für die Sicherheit und Gesundheit Ihrer Mitarbeiter in der Gebäudereinigung zu sorgen. Geregelt ist das durch eine Reihe von gesetzlichen Vorgaben, die sich explizit auf den Arbeitsschutz in der Gebäudereinigungsbranche beziehen. Die wichtigsten gesetzlichen Vorschriften sind das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG).


Das Arbeitsschutzgesetz regelt ganz allgemein die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers gegenüber seinen Angestellten in puncto Arbeitsschutz am Arbeitsplatz. Das Arbeitssicherheitsgesetz konkretisiert diese Pflichten: Es beinhaltet unter anderem Vorschriften zu arbeitsschutzrelevanten Themen wie Gefährdungsbeurteilungen, Unterweisungen, Betriebsanweisungen und persönlicher Schutzausrüstung.

Darüber hinaus gibt es weitere Gesetze und Verordnungen, die in der Gebäudereinigung Anwendung finden:

  • Arbeitsstättenverordnung (ArbStV), 
  • Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), 
  • Gefahrstoffverordnung (GefStoffV), 
  • PSA-Benutzungsverordnung (PSA-BV) und 
  • Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVO).

Die Gefahrstoffverordnung ebnet den Weg für einen sicheren Umgang mit Reinigungsmitteln, indem sie entsprechende Betriebsanweisungen vorgibt. Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft hat dazu die sogenannte  WINGIS-Software  entwickelt: Sie enthält grundlegende Informationen und Schutzmaßnahmen für viele Produkte – und bietet so eine einfache Lösung, um Arbeitsunfälle mit Reinigungsmitteln zu vermeiden.


Haben Sie schon einmal von der  DGUV Regel 101-605 „Branche Gebäudereinigung“ gehört? Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) gibt diese Branchenregel heraus, um Unternehmen aus der Gebäudereinigungsbranche praxisnahe Hilfestellungen für den Arbeitsschutz zu geben. Neben rechtlichen Vorgaben und typischen Gefährdungen geht es dabei auch um bewährte Schutzmaßnahmen. Sie ist damit ein wichtiges Instrument, um den Arbeitsschutz in der Gebäudereinigung voranzutreiben.

Fazit

Die Gesundheit und Sicherheit von Mitarbeitern stehen immer an erster Stelle. Um diese zu gewährleisten, spielt das Thema Arbeitsschutz eine zentrale Rolle – und das ganz besonders in der Gebäudereinigung: Denn Reinigungskräfte sind tagtäglich vielen Gefahren ausgesetzt. Risiken lassen sich dadurch minimieren, dass Beschäftigte im Umgang mit Gefahrstoffen und Maschinen umfassend geschult und sensibilisiert werden.


Um effektive Schutzmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, müssen Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Auftraggeber Hand in Hand zusammenarbeiten. Konkrete Hilfestellungen liefert zum Beispiel das DGUV Regelwerk für die Gebäudereinigungsbranche.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein guter Arbeitsschutz nicht nur zum Wohlbefinden der Beschäftigten beiträgt. Die Steigerung der Produktivität und die Stärkung des Unternehmens-Images sind weitere positive Nebeneffekte für Ihren Reinigungsbetrieb. Kurzum: Arbeitsschutz lohnt sich – auf vielen Ebenen.